Rechenzentrums Geschichte(n)

Von der Gründung (1968) bis zur Jahrtausendwende (2000)
Erzählt von U. Hillmer

Das Lied, das verschiedene Entwicklungen und Ereignisse des Rechenzentrums in seinen Strophen beschreibt, entstand zum 25-jährigen Jubiläum (1993) des RRZE mit einem Zusatz zum 30sten Jahrestag (1998). Es wurde in den darauf folgenden Jahren ergänzt und aktualisiert und begleitete so die Zeit, in der Dr. Wolf Leiter des Rechenzentrums war. Dr. Wolf, der in den Anfängen des Rechenzentrums auch direkt mit dem Betrieb der ersten Rechenanlage CD 3300 befasst war, lieferte auch die Anregung zum Refrain des Liedes der „Rechenzentrums Geschichte(n)“. Das System, das im Vergleich zu seinen Nachfolgern noch relativ einfach strukturiert und transparent gestaltet war, blieb stets eine Referenz für spätere Rechner. Traten etwa Probleme mit einer neueren Anlage auf, äußerte sich Dr. Wolf sinngemäß: “… an der 33-Hundert konnte man das noch einfach so und so lösen …“.  Im Liedrefrain heißt es dazu: “… Ich zeig euch dann, wie´s an der 33-Hundert geht.“ Die gesamten Strophen beziehen sich auf den Zeitraum vom 1968 bis 2000.


Audio (1968 – 1998)

Der Song wurde mit den Strophen, die sich auf die ersten 25 Jahre des Rechenzentrums beziehen, im Jahr 1998 in einem kleinen Studio unter Mitwirkung von Dr. Bernhard Wentz (Mitmusiker bei 3plus, Mitarbeiter im Universitätsklinikum) aufgenommen. Die CD kann hier angehört werden. Dr. Wolf, der die Erstellung angeregt hatte, war übrigens auch Briefmarkensammler, worauf die Gestaltung des Covers Bezug nahm.)

Texte (1968 – 1998)

Eingangsstrophe:

Vor 25 Jahren, da fing alles an
Mit einem Großcomputer und einem jungen Mann.
Der wurde Chef vom Zentrum, der kannte sich gut aus,
Verstand man Bits und Bytes nicht, dann rief er lachend aus:

Refrain:

        „Was macht ihr denn da?
        Stellt euch nicht so an,
        Wisst ihr nicht, woran man da dreht?        
        Lasst mich mal ran und ich zeig euch dann,
        Wie´s an der 33-Hundert geht!“

Aufnahmen

      1. Dance Mix - U. Hillmer
      2. Unplugged - U. Hillmer

Strophen:

Kommentare, Kontext

Die 33-Hundert war von C-D-C,
Die wurde bald zu klein, aber was kam dann, oh je?
Es gab ´ne starke Lobby, was Deutsches sollt´ es sein,
Doch im Entscheidungsgremium, da heulte Wolf: „Oh nein!“

CD 3300 von Control Data, der erste Großrechner des Rechenzentrums
Geldgeber pochen auf Nachfolger eines Deutschen Herstellers

Man einigte sich schließlich: Es gab der Rechner zwei.
`Nen großen Telefunken und ´ne Cyber noch dabei.
Die Mitarbeiter stöhnten: “Wann sollen wir noch ruh´n?
Wir haben alle Arbeit doppelt nun zu tun!

Der Kompromiss:
Ein Großrechner TR 440-3 v. Telefunken (später Siemens) und eine Cyber 172 von CDC mit Auftrag zur zentralen Rechnversorgung von Hochschulen der nordbayerischen Region

Doch das war noch nicht alles, so einfach ging das nicht.
Teamarbeit mit Sir Reinartz wurd´ regionale Pflicht.
Jobs aus Bamberg, Bayreuth, das gab es vorher nie.
Neue Probleme brachte uns die D-F-Ü.

In Kooperation mit dem RZ übernahm die INFormatik RechnerAbteilung (Leiter Dr.Reinartz) die Aufgabe, den regionalen Einrichtungen die Nutzung der Zentralsysteme zu ermöglichen, mit Techniken der
Daten-Fern-übertragung

Die beiden Jumbos lasteten uns noch längst nicht aus.
´Nen Zoo vom Mikrorechnern bestellt´ man uns ins Haus.
Z80, Olivetti, was ist denn schon dabei?
Die betreut man doch ganz einfach so eben nebenbei!

Mikrorechner mit spezifischen Systemen als verteilte Arbeitsplatzrechner und Dialogterminals zu den Großrechnern
Vorläufer von IBM-PCs

Der TR setzte Rost an, es war wieder soweit,
Zur Auswechslung der Großen. Das Beste weit und breit,
Nach Rechenzentrumsmeinung kann nur von Control Data sein.
Der Vorstand, der bestand drauf: „IBM muss auch mit rein!“

Platinen mussten regelmäßig „gereinigt“ werden, Cyber an Leistungsgrenze,
Ersatz durch Cyber 845 und IBM 4361,
Vorstand: „IBM Bezug zu Anwendungen im kommerziellen Mar
kt“

Also wieder zwei Systeme, das kennen wir ja schon.
Wofür beziehen wir denn schließlich unsern Lohn?
Trotzdem hat man wohl Angst, dass die Arbeit wird zu knapp
Und drückt uns noch aufs Auge Projekte CIP und WAP.

Computer Investitions- und Wissenschafts ArbeiitsPlatz- Pogramme zur Beschaffung dezentraler Systeme und deren lokaler Vernetzung, z.B. Windows-PCs, Unix-Workstations

CIP und WAP genügt nicht, man gab uns noch den Tip:
Das muss auch noch vernetzt sein, das machen wir mit NIP.
Geht irgendwas zu langsam, reißt jemand´ die Geduld,
Das ist ab jetzt ganz einfach: Das Netz ist daran schuld!

Netzwerk Investitions Programm(e) zum Auf- Ausbaubau einer uniweiten Netzinfrastruktur, Intranet oft vermeintliche aber äußerst selten wirkliche Ursache von IT-Problemen

Fast hätte ich´s vergessen, das wäre auch zu dumm:
Wir haben noch ein ganzes extra Rechenzen(te)rum.
Siemens BS2000 in ZUV und Medizin.
Ach, sollte ich mal krank werden, flücht´ ich nach Berlin!

Mediziner IT-Gruppe (IVMed) zeitweise als Abteilung des Rechenzentrums eingegliedert, inklusive Zentralrechnerbetrieb Siemens BS2000, da möchte ich als Berliner nicht in die Uniklinik

Alles, was wir gelernt haben werfen wir von Bord.
Wir gehen mit der Mode: UNIX heißt das Zauberwort!
Statt 2 jetzt 20 Server, selbst das reicht noch nicht aus.
Wir verteilen die Probleme überall im ganzen Haus.

An die Stelle zentraler Großrechnersysteme mit herstellerspezifischen Betriebssysteme treten nach und nach verteilte Unix-Systeme unterschiedlicher Größenordung (Workstations, Server)

Und machen wir Musik hier, dann wird es manchmal laut.
Es dauert auch ein Weilchen, bis alles aufgebaut`.
Und spielen wir daneben, quietscht mal ein Mikrofon,
Dann kommt der Wolf gelaufen und ruft mit lautem Ton:

Verschiedene Anlässe, Feiern des RZs werden oft mit Live-Musik untermauert, dabei auch im Rock-Kontext („Rechenzentrumsband“), nicht gerade nach Dr. Wolfs Geschmack, aber von ihm toleriert

25 Jahre Rechenzentrum gingen jetzt vorbei.
Beim nächste Jubiläum steht vorne eine Drei.
Weiter geht die Technik, schnell verrinnt die Zeit,
Doch der alte Spruch behält seine Gültigkeit.

Rechenanlage CD 3300

Texte (1998 – 2000)

Wie Hans im Glück so tauschten wir die Rechner hin und her.
Es wurde niemals einfacher, doch dafür ständig mehr.
Tagtäglich neue Aufgaben, doch einer sieht das nicht:
„Das kann doch nicht so schwer sein!“ So geht er ins Gericht.

Mit der Entwicklung von einem, über zwei zentrale Systeme bis zu einer verteilten Rechnerlandschaft veränderten sich die auch Anforderungen an das Personal, das aber nur wenig erweitert wurde

Daten, Fakten, Neues vermittelt man nicht mehr
Auf Schreibmaschinenseiten, ein Layout das muss her !
Eins, zwei, drei, vier Spalten, mit Farbe, Phantasie,
Doch immer bleibt die Frage: „Was soll rein in die BI ?“

„Papierlioses Büro“, seinerzeit Pionier-Projekt, heute in Deutschland immer noch defizitär, Stichwort: Digitalisierung (Verwaltung)
BI: Benutzer Information, „regelmäßige“ Broschüre d
es RRZE (auf Papier)

Wir sind ein Rechenzentrum, was sagt der Name aus ?
Ein Super-Schneller Rechner gehoert in unser Haus !
Hauptsache „parallel“, bleibt er auch manchmal steh’n,
So koennen wir uns doch in der Weltrangliste seh’n.

Rechenzentrum benötigt auch Systeme mit Spitzenleistungen, etwa. für anspruchsvolle numerische Anwendungen. Mit einer Anlage von “ Convex“ erreichte das RRZE erstmals einen Platz unter den weltweit 500 schnellsten Rechnern.

Und unse’re Mediziner, das sehen wir doch ein
Die wollen ja so gerne groß, selbststaendig sein,
Mit eigenen Büros in einem eigenen Haus.
Ich glaube seit drei Jahren zieh’n die hier schon aus.

Betrifft Ausgliederung und Umzug der IT-Abteilung (IVMed) des Klinikums in die Innenstadt, ein äußerst zäher Prozess

Es rauchen alle Köpfe, kein technisches Problem !
Wir sollen jetzt erfassen, was wir arbeiten, für wen.
Da brauch‘ ich mal ’ne Pause, obwohl ich noch nicht weiß,
auf welche Kostenstelle ich denn nun diesmal sch…

Plan: Erfassung einzelner Tätigkeiten mit Zuordnungen erbrachter Dienstleistungen für betreffende Nutzer(gruppen)
Wurde wieder fallengelassen, da er sich als unpraktikabel erwies

Längst nicht nur an der UNI kennt man das Internet.
Es surfen jetzt die Bürger per Modem mit dem WEB.
Bei Aldi gibts die Hardware, das Klicken leicht gemacht.
Selbst Gott ist jetz schon „online“, wer hätte das gedacht?

Spätestens mit der Verfügbarkeit von WEB-Diensten, dringt das Internet immer mehr in private Bereiche vor.
Schlagzeile z.B.: „Gott geht online“

Vertreter einer Weltfirma brüsteten sich laut:
„Unsere PCs sind in Deutschland nur gebaut!“
Bernd Thomas nahm den Schraubendreher: „Seht euch das mal an!“
Unter dem Gehäuse steht: „Made in Taiwan“.

Dipl. Ing. B. Thomas, stellvertetender RZ-Leiter bis 2004
Siemens warb mit PCs aus deutscher Fertigung, Für deren „Innenleben“ galt das wohl nicht.

      Ihm ist nichts zu schwör - U. Hillmer

Wo sind hier Kabeltrassen, das weiß keiner mehr.
Wie dann ein Netz verlegen? Doch spricht der Ingenieur:
„Man muss nur etwas nachdenken, schon kommt man darauf:
Ein kleines Spielzeugauto, das findet den Verlauf!“

Legendärer Einfall von B. Thomas:
Ein mit Sender ausgestattetes Spielzeugauto fährt durch unterirdische Kabelkanäle, funkt seine Positionen, erkundet so deren Verlauf, macht das Verlegen von LAN-Kabeln möglich

Wir brauchen Orientierung, es ist schon Tradition:
Alljährlich der Bericht zur Lage der Nation.
Hört alle nur gut zu, damit ihr es auch wisst,
Wie man gut gerüstet jahr-zweitausend-fähig ist.

Am Jahresende zieht Dr. Wolf jeweils Bilanz des vergangenen Jahres und blickt boraus, dabei bezieht er gesellschaftliche Enttwicklungen mit ein.
Die IT war vom Wechsel ins Jahr 2000 besonders gefordert

Mehr als 30 Jahre hat er uns  geführt.
Dank, Anerkennung, Ehre Dr. Wolf dafür gebührt.
Doch nicht nur ihm alleine, man kennt das ja genau:
Hinter jedem klugen Kopf steckt auch immer eine Frau!

Abschied, Dr. Wolf mit. Frau

Nun setzt er sich zur Ruhe, der damals junge Mann,
Weil auch er nicht ewig als Leit-Wolf dienen kann.
Es bleibt das Rechenzentrum, es kommen neue Leut‘,
Doch der alte Spruch behält die Gültigkeit.

Dr. Franz Wolf († 2019), RZ-Leiter 1968 – 2000, widmete sich nach seiner Dienstzeit dem Aufbau der „Informatik Sammlung ERlangen„,
Ehefrau Ursel Wolf († 2019), stets zuverlässiger Rückhalt

        „Was macht ihr denn da?
        Stellt euch nicht so an,
        Wisst ihr nicht, woran man da dreht?        
        Lasst mich mal ran und ich zeig euch dann,
        Wie´s an der 33-Hundert geht!“

Refrain – Live


Akkordfolgen (Gitarre)

       Strophen:     D-A, A-D, D-G-A

       Refrain:        G-D-A-D, A-D-G-A-D